Das Problem ist, die meisten von uns erwachsenen Leserinnen und Lesern kennen „Heidi“ nur aus mehr oder weniger bunten Verfilmungen oder japanischen Zeichentrickserien im Kinderprogramm. Dabei geht viel von dem verloren, was im ursprünglichen Roman so wichtig ist: der Wunsch nach fürsorglicher und einfühlsamer Kindererziehung, Bildung (auch für Mädchen!), Überwindung sozialer und geografischer Grenzen, Wertschätzung der Natur …
Johanna Spyri (1827–1901) war eine begabte Frau, der Bildung sehr wichtig war und die sich mit Hausarbeit nicht anfreunden konnte. Ihre großen literarischen Erfolge, die sie erst in ihren mittleren Jahren errang, sind Ausdruck einer persönlichen Emanzipation, wenn auch natürlich in einem (bildungs-)bürgerlichen Milieu. Man kann ihre Leistungen aus unserer heutigen Perspektive sehen, man muss sie auch aus ihrer Zeit betrachten. Dazu gehört auch die Widmung, die sie ihren Büchern gern voranstellt: „Eine Geschichte für Kinder und auch für Solche, welche die Kinder lieb haben.“.
Sind das nicht gute Punkte? Natürlich können wir gerne darüber diskutieren, schließlich sind Buchausstellungen der ideale Ort für Gespräche und Gedankenaustausch mit und über Bücher.
Ilse Bintig/Daniele Winterhager, Neufassung von Johanna Spyri, „Heidi“, Arena-Verlag (Würzburg) 2017. Alle Rechte beim Verlag.
Link zur Kinder- und Jugendbuchausstellung „Mutige Mädchen – starke Frauen!“